Darstellung der Arbeit in eigenen Worten
Bei meiner Arbeit geht es mir in erster Linie um die erlebbare Wirkung der Farbe. Was ich darunter verstehe, möchte ich im Folgenden erläutern: Die Farbe soll von Innen, aus der Tiefe leuchten
können. Dazu ist notwendig, jeden oberflächlichen Effekt zu vermeiden. Sie soll ihre Lichthaftigkeit immer wieder zeigen können, so dass erfahrbar wird, dass Farbe wird oder entsteht und nicht etwas
schon Fertiges ist.
Das Verdeutlichen des Prozesshaften ist also das Anliegen meiner Arbeitsweise. Das Verfahren ist: ich schichte sehr feine Lasuren aus Farbpigment in wässriger Eitempera übereinander und lege über
diese dann ebensolche Lasuren aus Ölfarbe in einer Harz/Öllösung. Durch die Beimischung von Harz kommt es zu einem mehr oder weniger starken Glanz bei den fertigen Bildern.
Der Anreiz zum künstlerisch-experimentellen Umgang mit Farbe entstammt dem bewussten Wahrnehmen dessen, was mich umgibt. Die endgültige Form eines Bildes entsteht während des Malprozesses. Sie ist
nicht als fertige Vorstellung im voraus - quasi als Konzept - vorhanden.
Gegenständlichkeit im Sinne einer Dingwelt interessiert mich dabei als Formziel nicht - allein das Farbige in seinem Wesen zu erfassen und zu enthüllen, ist meine Absicht. In diesem Ideal sehe ich
auch die Zukunft der Malerei. Mir bleibt es wichtig, die den Farben selbst innewohnenden Qualitäten und Tendenzen zu erforschen und individuellen Ausdruck zu verleihen.
In diesem Sinne betrachte ich meine Bilder als “Wegmarken eines Forschungsweges”. Sie geben Auskunft über die gewonnene Einsicht in Auseinandersetzung mit dem Farbproblem. Mein Ansatz erhebt also
keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Auch bin ich mir der Vorläufigkeit meiner Erkenntnisse bewusst.
Es waren die Meditationen von Jawlensky, die mich vor Jahren so tief berührten, dass ich damals spontan wusste: hiermit bin ich verbunden. Für meine künstlerische Tätigkeit waren die Schriften von
Kandinsky, vor allem “Über das geistige in der Kunst”, grundlegend. Innerhalb der dort gekennzeichneten Richtung will ich weiterarbeiten.
Gabriele Schade-Hasenberg